Logistikbranche auf der Überholspur

Vom Lieferkettenschutzgesetz über Lagerautomatisierung zu Lastenrad und Co. – Logistik steht unter Strom. Die Energie, die alle Change-Prozesse begleitet, scheint das Branchenwachstum zu beschleunigen. Noch nie gab es so viele im Handelsregister erfasste Neugründungen im Sektor wie 2021, die Insolvenzen verzeichnen den geringsten Stand seit zehn Jahren. Eine Beobachtung, die einen tieferen Blick verdient.

Logistik in Deutschland: ein Überblick  

Im Mai dieses Jahres verzeichnete das Handelsregister 30.788 aktive Wirtschaftsunternehmen aus der Logistikbranche. Allein im vergangenen Jahr wagten 3.803 Logistiker den Markteintritt. Das macht im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2018 einen Branchenzuwachs von 35 Prozent. Parallel meldeten 2021 nur 328 Firmen Insolvenz an, was einen Tiefstand der letzten 12 Jahre markiert. 2022 gründeten bisher 971 neue Transportfirmen, Lagereien und branchenzugehörige Dienstleister.

Prozentual gemessen an der allgemeinen Branchenlandschaft pro Bundesland, zeigt sich der Norden logistisch am besten aufgestellt: Hamburg verzeichnet mit 2,6 Prozent den stärksten Anteil, gefolgt von Bremen, Brandenburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Insbesondere beim Wasserverkehr haben Hamburg mit 682 und Niedersachsen mit  649 wirtschaftsaktiven Firmen die Nase vorn – weit vor dem quantitativen Spitzenreiter Nordrhein-Westfalen. Das bevölkerungsreichste Bundesland rangiert auf der Schiene, auf der Straße und bei Logistikzentren und Lagereien unangefochten auf Nummer eins. Beim Luftverkehr liegt Hessen mit 75 Firmen vorne.

Kein Aushängeschild: weibliche Führungskräfte in der Logistikbranche

Ein Punkt, bei dem Branche noch mehr Fahrt aufnehmen kann, ist die Anzahl weiblicher Führungskräfte. Beträgt der deutschlandweite Frauenanteil in Führungspositionen über alle Branchen rund 24 Prozent, kommt die Logistik nur auf etwas über zehn Prozent. Hier unterscheiden sich die Sektoren nochmal stark: Während der Straßenverkehr immerhin 16 Prozent verzeichnet, bleibt der Eisenbahnverkehr mit drei Prozent Frauen in Führungspositionen buchstäblich auf der Strecke.

Erfolgreich auf der Schiene

In der Betrachtung einzelner Logistiksparten fällt eines auf: Den stärksten Zuwachs von 2020 auf 2021 meldet der Schienenverkehr mit 200 Prozent. Gründe hierfür mögen angekündigte Förderungen des Bundes zur Modernisierung des Bahnsystems oder die positive Klimabilanz der Warenbeförderung über die Schiene sein. Dem Bahnverkehr folgt der Luftverkehr mit einer Steigerung von 68 Prozent, Wasserverkehr mit 58 Prozent, Lagereien mit 26 Prozent und als Schlusslicht der Straßentransport mit 7 Prozent.

Lagerhallen und Distributionszentren

Auch die Intralogistik gehört zu den großen Gewinnern der letzten Jahre, wobei 2021 alle  Rekorde brach: Vor 20 Jahren entstanden 271 neue Firmen, 10 Jahre später wuchs die Anzahl um 200 Warenlager. 2020 verbuchte die Lagerlogistik bereits 643 frische Marktteilnehmer. Durch Pandemiemaßnahmen und Lieferengpässe stiegen die Neugründungen daraufhin innerhalb eines Jahres auf 810 Firmen im Jahr 2021. Gleichzeitig blieben die Insolvenzen auf dem niedrigsten Wert seit 2008.

„Der aktuelle Blick ins Handelsregister erweckt den Anschein, als ob die Logistikwirtschaft ihre Herausforderungen mit Neugründungen spezialisierter Marktteilnehmer beantwortet“, beobachtet Alexander Hiller, Geschäftsführer der databyte GmbH. „Ob LKSG, Lieferengpässe oder die Umsetzung anstehender ESG-Richtlinien – die Branche ist in Bewegung.“

Power of Logistics: Wir sind dabei!

Die Energiekrise hat Deutschland fest im Griff. Händeringend wird nach neuen Lösungen für eine bessere Versorgung mit regenerativen Energien gesucht. Dabei gibt es ein Potenzial, dem bislang noch kaum Beachtung geschenkt wurde. Die Initiative „Power of Logistics“ zeigt, wie die Logistik nicht nur den eigenen Strombedarf decken kann, sondern durch ausgedehnte PV-Anlagen auf Lagerhallen, Windräder in Gewerbeparks, Blockheizkraftwerke und Wasser-Wärmepumpen das Thema Energieautarkie auch für Kommunen und Gemeinden voranbringen kann.