Weltweite Bautätigkeit verliert an Schwung
Die Ergebnisse des RICS Global Construction Monitor (GCM) für das dritte Quartal 2022 zeigen, dass die Gesamtaktivität im Vergleich zum Vorquartal dieses Mal flacher ausfällt, da die sich verschlechternden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in vielen Teilen der Welt zu einem Verlust an Dynamik führen. Allerdings verzeichnen einige Regionen trotz der allgemeinen globalen Entwicklung weiterhin einen soliden Anstieg der Bauauslastung, wobei sich insbesondere die Regionen Naher Osten und Afrika vom allgemeinen Trend abheben.
Der Gesamtindex für die Bautätigkeit (CAI) sank in Q3 auf +3, nachdem er zuvor bei +12 gelegen hatte. Damit hat sich dieser Wert in den letzten drei Quartalen jeweils abgeschwächt, und der aktuelle Wert belegt nun auf einen flachen Gesamttrend insgesamt. Aufgeschlüsselt nach Regionen zeigen die jüngsten Ergebnisse ein unterschiedliches Bild. Während der CAI in ganz Europa in den negativen Bereich fiel (von +5 auf -10), verbesserte er sich in MEA sogar leicht (von +18 auf +20). Obwohl der CAI in Nord- und Südamerika mit +21 nach wie vor im positiven Bereich liegt, hat er sich gegenüber dem Höchststand von +51 vor zwei Quartalen merklich abgeschwächt. In der APAC-Region fiel der CAI von zuletzt +5 auf -1 und verzeichnete damit den schwächsten Wert seit Beginn der Pandemie in dieser Region.
Auf Länderebene sind Saudi-Arabien, Indien und die Vereinigten Arabischen Emirate die Spitzenreiter bei den aktuellen CAI-Daten. Dort hat sich der Gesamtindex im Vergleich zum letzten Quartal in allen Fällen verbessert und signalisiert ein robustes Wachstum im Bauwesen. Am anderen Ende der Skala verzeichneten Sri Lanka, Deutschland, China und Frankreich in den jüngsten Ergebnissen negative CAI-Werte, was auf eine Verschlechterung der Marktbedingungen im Laufe des Quartals zurückzuführen ist. In Deutschland fällt der CAI deutlich von einem Wert von +8 auf -20 in Q3.
Angesichts der Auswirkungen der höheren Zinssätze auf dem Wohnungsmarkt und der schwierigen Preisgestaltung in vielen Teilen der Welt ist es nicht überraschend, dass die Erwartungen im kommenden Jahr deutlich zurückgeschraubt wurden. Dieser Umschwung ist in Europa am deutlichsten zu erkennen, wo ein Nettosaldo von -5 % der Befragten nun einen Rückgang des Arbeitsvolumens in den nächsten 12 Monaten prognostiziert. Dies steht in starkem Kontrast zu einem Nettosaldo von +40 %, die noch vor zwei Quartalen einen Anstieg der Arbeitsauslastung im Wohnungsbau erwarteten. Auch in der APAC-Region und in Nord-, Mittel- und Südamerika wird nicht mehr mit einem Wachstum des Arbeitsvolumens gerechnet, wobei der Nettosaldo in der letztgenannten Region von +22 % auf +5 % fiel. Im Gegensatz dazu sind die Aussichten für den Wohnungsbau in MEA mit einem Nettosaldo von +38% der Befragten nach wie vor robust.
Weltweit erwarten per Saldo +15 % der Befragten, dass die Zahl der Beschäftigten in der Bauwirtschaft in den nächsten 12 Monaten steigt. Dies ist zwar immer noch positiv, aber der niedrigste Wert seit Ende 2020. Die Befragten in Saudi-Arabien, Indien und den USA sind am optimistischsten, was die Beschäftigungsaussichten für das kommende Jahr betrifft. Im Gegensatz dazu wird in Sri Lanka, China und Italien mit einem Stellenabbau gerechnet. Auch in Deutschland fiel der Wert auf -6 % von +25 %
Wie in den vergangenen zwei Jahren bleiben die steigenden Materialkosten das größte Hindernis für die Marktaktivität. 85 % der Befragten weltweit weisen auf dieses Problem hin, in Deutschland sind es 75 % (Q2: 87 %). Obwohl dies wahrscheinlich auf absehbare Zeit ein Haupthindernis bleibt, gibt es zaghafte Anzeichen dafür, dass die Entwicklung in diesem Bereich ihren Höhepunkt erreicht haben könnte. Für die kommenden 12 Monate rechnen die Befragten mit einer Materialkosteninflation (Nettosaldo von +7,5 %), was im historischen Vergleich zwar immer noch extrem hoch ist, aber geringer als in Q2 (8 %) und Q1 (9 %) ausfällt.
Abgesehen von den Materialkosten sind finanzielle Hindernisse der nächst häufig genannte Faktor, der das Bauwesen hemmt. Aufgrund steigender Zinssätze in weiten Teilen der Welt, ist der Anteil der Befragten, die finanzielle Bedingungen als Hindernis beurteilen von 62 % Ende letzten Jahres auf 71 % im dritten Quartal gestiegen (Deutschland Q3: 55 %). Daneben spielen der Material- und Fachkräftemangel weiterhin eine wichtige Rolle, auch wenn der Anteil der Befragten, die diese Probleme angaben, in den letzten zwei Quartalen auf globaler Ebene leicht zurückgegangen ist.
Die Ergebnisse für das dritte Quartal in Europa zeigen eine deutliche Abschwächung der Dynamik im Bausektor, da hohe Energiepreise und sinkendes Verbrauchervertrauen die Gesamtwirtschaft stark belasten. Diese Entwicklung spiegelt sich in allen europäischen Märkten wider.
In Europa sank der Gesamtindex für die Bautätigkeit (CAI) auf -10 im dritten Quartal gegenüber +5 im Vorquartal. Dies ist der schwächste Wert seit Q3 2020. Dabei weist Deutschland im nationalen Vergleich den schlechtesten CAI-Wert mit -20 auf (Q2: +8). Ebenfalls negative Werte wurden auch in Frankreich (-15), Italien (-11), Spanien (-4) und den Niederlanden (-4) verzeichnet. Im Gegensatz dazu registrierten Großbritannien (+5) und Irland (+3) geringfügig positive CAI-Werte.